Das dvi dankt Prof. Dr. Klaus Töpfer
Am 8. Juni 2024 verstarb mit Prof. Dr. Klaus Töpfer ein Pionier der Kreislaufwirtschaft. Das Deutsche Verpackungsinstitut e. V. (dvi) dankt dem ehemaligen Bundesminister für Umwelt und Naturschutz für seine nachhaltig erfolgreiche Arbeit und würdigt nicht nur einen historischen Protagonisten, sondern auch einen Menschen, der in hohem Maß zum gesellschaftlichen Nutzen Verantwortung übernommen hat. Bereits 2015 war Klaus Töpfer dafür vom Netzwerk der Verpackungswirtschaft mit dem Dieter Berndt Preis ausgezeichnet worden.
„Hätte mir jemand vor 25 Jahren gesagt, ich würde als erster Preisträger just von der Verpackungswirtschaft geehrt, hätte ich ihn wegen nachgewiesener Gedankenschwäche untersuchen lassen.“ Das waren die einleitenden Worte von Klaus Töpfer bei der Verleihung des Dieter Berndt Preises durch das Deutsche Verpackungsinstitut auf dem Deutschen Verpackungskongress 2015.
Töpfer erinnerte in seiner damaligen Rede an die Situation Anfang der 90er Jahre, als es „quasi unmöglich war, auf lokaler Ebene eine neue Deponie oder eine Müllverbrennungsanlage durchzusetzen. Aber die Müllberge wuchsen weiter an. Wir waren auf direktem Weg zu neapolitanischen Verhältnissen.“ Es musste also etwas geschehen. Und dieses „etwas“ war die Kreislaufwirtschaft. „Einer denkt es sich aus, einer produziert es, einer verkauft es, einer verbraucht es - und niemand denkt an das, was übrigbleibt. Aber so funktioniert das nicht. Natürlich stellte die Idee einer Kreislaufwirtschaft etablierte Markt- und Businessmodelle in Frage - und die Reaktion war entsprechend. Inzwischen ist die Kreislaufwirtschaft ein Exportschlager geworden. Sie schafft neue Marktsegmente und einen neuen Wettbewerb. Heute streiten sich alle um diese sogenannten „Abfälle“. Es ist ein neues Business Case geworden“, so Klaus Töpfer 2015.
Pionier und Point of no return
Klare Worte des damaligen Exekutivdirektor des IASS Institute for Advanced Sustainability Studies Potsdam, der sich zu seiner Zeit als Bundesminister für Umwelt und Naturschutz mit der „Verordnung über die Rücknahme und Pfanderhebung von Getränkeverpackungen aus Kunststoffen“ (1988), der „Verordnung über die Vermeidung und Verwertung von Verpackungsabfällen“ (1991) und dem „Gesetz zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und Sicherung der umweltverträglichen Beseitigung von Abfällen“ (1994) nicht nur Freunde in der Verpackungswirtschaft gemacht hatte.
„Wenn unsere Branche die Themen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft heute als fundamentalen und entscheidenden Faktor ihrer Arbeit sehen, ist das nicht zuletzt das Verdienst von Klaus Töpfer“, erinnert dvi-Vorstandsvorsitzender Thomas Reiner an die bahnbrechende Arbeit des ehemaligen Ministers. „Klaus Töpfer hat mit seinen Gesetzen den Begriff der Produktverantwortung etabliert und ist zum Initiator und Wegbereiter für aktive Ressourcen- und Recyclingpolitik geworden“, so Reiner.
Gedenken und Vermächtnis
„Es war kein Zufall, dass wir damals Klaus Töpfer als Ersten mit dem neugeschaffenen Dieter Berndt Preis gewürdigt haben. Der Preis ehrt Protagonisten, die wichtige und nachhaltige Entwicklungen initiieren, tragen und stützen. Pioniere, die zum gesellschaftlichen Nutzen Verantwortung übernehmen, die Verpackung zu ihrem Thema machen und in ihrem Tun das Wohl des Ganzen im Blick haben. Ich kann auch aus meinen persönlichen Gesprächen mit Klaus Töpfer sagen, dass er diesen Anspruch mit Überzeugung gelebt und umgesetzt hat“, erinnert Reiner an das Vermächtnis des Mitglieds der „Earth Hall of Fame“.
„Nur das Erinnern ist fruchtbar, das daran erinnert, was noch zu tun ist“, hatte Töpfer bei der Preisverleihung den Philosophen Ernst Bloch zitiert. „Auch das war typisch für Klaus Töpfer. Weg von der eigenen Person und hin zum Tun“, so Thomas Reiner. „Dem wollen wir beim dvi auch in Zukunft gerecht werden. Man kann einen Menschen nicht stärker ehren, als dass man sein Vermächtnis fortführt. In diesem Sinne trauern wir um Prof. Dr. Klaus Töpfer, bedanken uns noch einmal für sein nachhaltiges Wirken und sind in Gedanken bei seiner Familie, wo der Verlust am schmerzhaftesten ist.“